Deko und Gardinenstoffe

Der Stoff, der Energie spart: Thermo­gardinen

Nicht nur stilvoll, auch wirkungsvoll

Designer Pascal Walter über Vorhänge und ihre dämmende Wirkung

Es ist unbestritten: Vorhänge und Gardinen machen ein Zimmer komplett, erzeugen Wohnlichkeit. Aber sie können noch mehr: Sie senken die Energiekosten, was in Zeiten hoher Energiepreise eine wertvolle Eigenschaft ist. Pascal Walter, Head of Design JAB ANSTOETZ Fabrics, erklärt im Gespräch, warum Energiesparen mit Vorhängen einfach und gleichzeitig kompliziert ist.

Stoff vor einem Fenster ist meistens energetisch ein Gewinn – das als kurze Formel vorab. Wobei Designer Pascal Walter naturgemäß tiefer einsteigt ins Thema, bei dem neben ästhetischen Ansprüchen auch Funktionalität und individuelle Gegebenheiten eine Rolle spielen. „Das Thema Thermostoffe ist simpel und komplex zugleich, da jede Raumsituation anders ist“, bringt es der Designer auf den Punkt und erklärt weiter: „Ähnlich wie Wasser sucht sich warme Luft den Weg des geringsten Widerstands – das sind üblicherweise die sogenannten Kältebrücken bei Fenstern und Türen. Dort gibt es Undichtigkeiten, die Zugluft begünstigen. Und allein durch das relativ geringe Volumen im Vergleich zum isolierenden Mauerwerk begünstigen Fensterelemente ein Auskühlen des Raumes.“

Blush Colours, Erfal/Hoepke (Foto: © 2024 DecoTeam, decoteam.de)

Soweit die physikalische Grundregel, die immer gilt, egal für welche Wohnung und welches Haus. Aber: „Ein Vorhangstoff kann schnell und vergleichsweise einfach und kosteneffektiv Abhilfe schaffen“, so Walter, allerdings ließen sich kaum pauschalierte Aussagen treffen, wie viel Energie einzusparen ist. Eben weil jede Raum- und Fenstersituation individuell ist – wie gut sind die jeweiligen Fenster isoliert, sind sie einfach, zweifach oder dreifach verglast? Womit er wieder bei unserer Kurz-Formel vom Anfang wäre: „Grundsätzlich lässt sich sagen, dass jeder Vorhang einen positiven isolierenden Effekt am Fenster hat. Idealerweise handelt es sich um einen dicht gewebten und voluminösen Stoff. Durch die Stoffdichte wird erstens Zugluft eingedämmt, zweitens hat  ein hohes Volumen durch eingeschlossene Luftschichten eine isolierende Wirkung. Das ist ähnlich wie bei einer Dämmung durch eingeschlossene Luftschichten.“

Dämmung durch eingeschlossene Luftschichten ist auch das Prinzip bei Wabenplissees und eine bewährte Art der Dämmung, die schon lange im Bau eingesetzt wird. Bei Stoffen spielt das Volumen deshalb eine entscheidende Rolle. „Daher bieten sich hier besonders voluminöse Stoffe wie Chenillegewebe, Velours oder auch dichte Filz- und Lodenstoffe an“, fährt Walter fort. „Je dichter und voluminöser der Stoff, desto besser die thermische Wirksamkeit.“ Damit steigen wir tiefer in die Materie ein – es geht weiter mit Kette und Schussgarn. „Dichte und Volumen hängt einerseits von der Dichte der Kette ab, auf der ein Stoff gewebt wird“, so der Designer. „Andererseits vom verwendeten Schussgarn, das idealerweise sehr voluminös ist wie ein gezwirntes Chenille-Garn oder ein Bouclé-Garn.“ Und was isoliert besser: Künstliche Fasern oder natürliche? „Synthetische Materialen können ebenso wirksam sein wie natürliche. Aber Wollgarne zum Beispiel haben aufgrund ihrer natürlichen Eigenschaften eine sehr positive Wirkung“, sagt Walter.

(Foto: © 2024 DecoTeam, decoteam.de)

Kollektion Summer Vibes, Indes Fuggerhaus (Foto: © 2024 DecoTeam, decoteam.de)

Die Art des Stoffes ist aber nur ein wichtiger Aspekt, auch die Verarbeitung und die richtige Installation zählen, wenn Vorhänge beim Energiesparen helfen sollen. „Ähnlich wie bei Verdunklungsstoffen hängt die Effektivität von der Planung ab“, so der Experte. „Der Stoff muss mit ausreichend Zugabe zum Zuziehen auf der gesamten Fensterfläche geplant sein und dabei an den Seiten überlappen. An der Decke und am Boden sollte er bündig sein, da hier Spalten Zugluft begünstigen.“ So gelte grundsätzlich: Jeder Stoff ist besser als kein Stoff, es gebe aber große Unterschiede. Sehr dünne, leichte Transparentstoffe haben eine deutlich geringere Wirksamkeit, da sie oft luftdurchlässig sind. Und zwei hintereinander hängende Stoffe bieten eine bessere Isolation als nur eine Schicht Stoff. Deshalb empfiehlt der Designer immer eine Beratung, Anfertigung und Installation durch einen versierten Fachhändler.

 

 

 

 

 

Unser Ansprechpartner: Pascal Walter

Er sieht sich selbst als das „ästhetische gute Gewissen einer Marke“. Bei JAB ANSTOETZ Fabrics hat er als Head of Design die Verantwortung für das Designteam und die Produktentwicklung. Seine Aufgaben: Idee und Vision der Marke weiterentwickeln.

Extra-Tipp

Statt zwei dickere Vorhängen aufzuhängen, können auch voluminöse Vorhänge mit Plissees kombiniert werden. Um effektiv Energie einzusparen, sind Wabenplissees am besten.